Hochwasserschutz und Wasserversorgung

CSU-Abgeordnete Heisl und Meyer im Austausch mit Wasserwirtschaftsamt Deggendorf

25.09.2024 | Stefanie Starke | Niederbayern
Foto (Stefanie Starke): (v. l.) Behördenleiter Siegfried Ratzinger, MdL Stefan Meyer und MdL Josef Heisl.
Foto (Stefanie Starke): (v. l.) Behördenleiter Siegfried Ratzinger, MdL Stefan Meyer und MdL Josef Heisl.

„Was machen wir und wo sind Schnittpunkte im Zusammenspiel mit der Politik?“, wirft Siegfried Ratzinger im Gespräch mit den CSU-Landtagsabgeordneten Josef Heisl und Stefan Meyer gleich eingangs die Frage in den Raum.

Der Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamtes in Deggendorf ist dankbar für das politische Interesse an der Arbeit des Amtes, das insgesamt sechs Landkreise samt den kreisfreien Städten Straubing und Passau, sowie der großen Kreisstadt Deggendorf betreut. „Unser Zuständigkeitsgebiet umfasst eine Fläche von knapp 7.000 Quadratkilometer mit insgesamt 791.000 Einwohnern und 183 Gemeinden“, so Ratzinger. Damit ist das Wasserwirtschaftsamt Deggendorf das größte in Bayern, mit rund 250 Mitarbeitenden in den unterschiedlichsten Bereichen und einem jährlichen Umsatz von zuletzt etwa 140 Millionen Euro. „Ein Großteil des Geldes fließt in den Wasserbau, aber auch in die Förderung der Wasserversorgung- und Abwasserentsorgung“, erklärt der Behördenleiter weiter. Die Herausforderungen würden in diesen Zeiten nicht weniger, unabhängig vom wachsenden Bürokratieaufwand. „Die Verfahren dauern heute wesentlich länger als noch vor einigen Jahren. Dies liegt teilweise an der gestiegenen Bürokratie, beispielsweise im Vergabebereich. Die Menschen wollen aber auch mitgenommen werden, was ja durchaus positiv ist. Dem-nach haben sie natürlich auch den Anspruch, dass ihre Anregungen ernst genommen und geprüft werden. Im innerstädtischen Bereich werden zunehmend Visualisierungen erstellt, damit sich die Betroffenen besser vorstellen können, wie sich der Hochwasserschutz in die Örtlichkeit einfügt – damit steigt der Aufwand für die Abstimmung und Information. Dies führt letztlich zu längeren Projektdauern“, so Ratzinger.
 
Daten sammeln und auswerten, Gewässeraufsicht, Grundwasser- und Bodenschutz mit Wasser-versorgung, Gewässerschutz und die Betreuung von Kläranlagen, sowie Planung, Bau und Be-trieb von Hochwasserschutzanlagen und die Unterhaltung von Gewässern erster und zweiter Ordnung, aber auch die Beratung von Kommunen, gehören zum vielfältigen Aufgabengebiet des Wasserwirtschaftsamtes. Ein Schwerpunkt ist seit August hier der sogenannte Hochwassercheck, mit dem sich Kommunen gegen Sturzfluten wappnen sollen, ein weiterer der Landschaftswasser-haushalt: „Das Niederschlagswasser soll länger in der Fläche gehalten werden. Dort kann es versickern, was niedrigen Grundwasserständen entgegenwirkt und Hochwasser etwas dämpft“, er-klärt der Behördenleiter.
Um in der Fläche näher am Geschehen zu sein, betreibt das Amt mit Sitz in Deggendorf zusätzliche sogenannte Flussmeisterstellen in Deggendorf, Straubing, Postmünster und Gaishofen bei Windorf. In die Zuständigkeit des Wasserwirtschaftsamtes Deggendorf fällt neben den zwei Hochwasserrückhaltebecken Rottauensee in Postmünster und Mertsee in Eggenfelden auch der Betrieb der Trinkwassertalsperre Frauenau, die den Zweckverband Wasserversorgung Bayerischer Wald (WBW) jährlich mit rund 11 Millionen Kubikmeter Rohwasser beliefert und ist damit neben dem Grundwasserpumpwerk Moos an der Isarmündung das zweite große Standbein der WBW, die damit ein Gebiet vom Dreiländereck über Obernzell bis Dingolfing mit Trinkwasser versorgt.
„Die Trinkwassertalsperre hat ein Fassungsvermögen von 20 Millionen Kubikmeter Wasser und ist mit 84 Meter der höchste Steinschüttdamm Deutschlands. Sowohl qualitativ als auch quantitativ haben wir hier eine sehr gute Wasserversorgung“, so Siegfried Ratzinger, der in diesem Zusammenhang auch das Thema Wasserknappheit kurz anschneidet – „die Wasserversorgung war in der Vergangenheit jederzeit sichergestellt. Wasserknappheit ist hier kein Thema mehr.“ Dennoch bestätigt er: „Wir haben einen Klimawandel, was allein die Starkregenereignisse aufzeigen und natürlich auch Aufzeichnungen belegen.“
So waren natürlich auch diverse Hochwasserschutzmaßnahmen Gesprächsgegenstand des Aus-tausches, unter anderem die Stadt Passau betreffend. „Hier stehen fünf Projekte auf der Agenda. Im Stadtteil Hacklberg ist der Hochwasserschutz fast fertiggestellt und an die Stadt übergeben – hier fehlen lediglich noch mobile Elemente“, erklärt Siegfried Ratzinger. Im Bereich Sulzsteg sei die Schutzwirkung bereits gegeben und habe sich erst kürzlich in Teilen bewährt. Die Restarbeiten an dieser Stelle werden sich noch über das kommende Jahr ziehen. Auch der Bau einer Lagerhalle für die Unterbringung der mobilen Elemente stehe noch aus. Die Obere Donaulände befinde sich im Planfeststellungsverfahren, eine Bürgerinformation hat schon stattgefunden. „Hier geht es um einen Grundschutz als Betonwand mit aufgesetzten mobilen Elementen, die unter der landseitigen Brückenkante der Schanzlbrücke angebracht würden. Auf Höhe der Wittgasse wird die Fahrbahn mit mobilen Elementen geschlossen, in der Wittgasse schließen sich wieder mobile Elemente an. Ein weiterer Bereich ist die Magalettigasse in Richtung Bahnhofsstraße, der sich aufgrund von Höhensprüngen in der Planung etwas komplizierter gestaltet“, so der Behördenleiter. Er verweist abschließend auf die Innlände – „diesbezüglich ruhen die Planungen derzeit.“
Großes Interesse zeigen die beiden CSU-Landtagsabgeordneten an der sogenannten Innstudie. „Das ist eine Potentialstudie. Hier haben wir bisher geschaut, was ist möglich, neben Stauraum-management der Stauhaltungen wurden Flächen für Deichrückverlegungen und vor allem auch Flutpolder-Flächen identifiziert. Es ist letztlich eine Studie und wenn man davon etwas umsetzen möchte, muss man in konkrete Planungen einsteigen“, erklärt Siegfried Ratzinger. Im Juli 2024 wurde zwischen Österreichischer und Deutscher Seite vereinbart, dass für ausgewählte Stauhaltungen am Inn Vorplanungen zur Stauraumbewirtschaftung erfolgen sollen.
 
Dankend für die ausführlichen Einblicke haben die beiden Abgeordneten die Gelegenheit genutzt, um auch einige Bürgeranliegen nochmals anzusprechen. „Für uns ist es wichtig, einen Kontakt mit den verschiedenen Behörden aufzubauen – schließlich fällt es immer leichter zusammenzuarbeiten, wenn man sich auch mal persönlich kennengelernt hat“, danken Heisl und Meyer für das Gespräch.